In den ersten acht Lebenswochen macht ein Sheltiewelpe eine rasante Entwicklung mit. Geboren wird er als blindes, taubes Wesen, das seine Hinterbeine noch nicht richtig koordinieren kann und gerade mal im Kreis zu kriechen vermag. Er kann Wärme empfinden und riechen - Vorraussetzung dafür, dass er seine wärme- und milchspendende Mutter findet. Er kann an den Zitzen saugen, mit seinen Vorderpfötchen den Milchtritt (um die Milch zum Fließen zu bringen) ausführen, um Milch zu trinken.
Seine Mama muss ihm sein Bäuchlein massieren, indem sie es in kreisenden Bewegungen kräftig leckt, damit er Kot und Urin absetzt. Der Welpe kann noch nicht unterscheiden, dass er außer Mama auch noch Geschwister hat - er merkt nur, ob neben ihm etwas anderes Warmes liegt. Jeden Tag ändert sich etwas in der Entwicklung eines Sheltiewelpen, er wächst und wird kräftiger.
Ab dem dreizehnten Lebenstag öffnen sich langsam die Augen. Bis zur vollendeten dritten Woche kann er richtig hören. Er beginnt sich auf seine wackligen Hinterbeine zu stellen, um erste Gehversuche zu machen. Dabei schwankt er noch hin und her, plupst immer wieder hin. Aber seine Neugierde treibt ihn an, die Umwelt zu erkunden.
Er beginnt Mama, Geschwister, aber auch die Menschen, die sich um ihn kümmern, bewusst wahrzunehmen. Er fängt an, sie zu beriechen, zu belecken und mit seinen langsam durchbrechenden Zähnchen zu bearbeiten. Die Geschwister beschäftigen sich untereinander mit kleinen Beißspielchen.
Zwischen der vierten und achten Lebenswoche geht es rasant weiter. Mit vier Wochen zeigt der Scheltiewelpe all die Verhaltensweisen, die wir von unseren erwachsenen Hunden kennen: sich putzen, lecken, im Fell herumbeißen, kratzen. Andere zum Spiel auffordern, wilde Verfolgungsjagden veranstalten, um Beute kämpfen, Kräfte messen (wer ist stärker, aber auch wie komme ich aus einer brenzligen Situation heraus).
Die gesamten Wachphasen eines Welpen sind durch Aktionen geprägt: Entweder beschäftigt er sich mit seinen Geschwistern, seiner Mama oder erkundet seine Umwelt. Voller Begeisterung spielen und schmusen Welpen mit ihren Menschen, kommen angerannt, wenn diese sie rufen, folgen ihren Menschen und ihrer Mama Schritt auf Tritt.
Sie üben ihre Körperkoordination mit beherzten Sprüngen und Kletterversuchen. Abstürze, Bauchlandungen und Ausrutscher werden locker weggesteckt - die Freude an der Entdeckung der eigenen körperlichen Möglichkeiten ist größer. Alles Neue übt einen magischen Reiz aus. Es muss erkundet und untersucht werden.
Die Hundemama als Lehrmeisterin fürs Leben
Hat der Welpe bislang weitgehende Narrenfreiheit bei seiner Mama, so setzt in der sechsten Woche ein anderes Verhalten der Mutter ein: die Welpen werden reglementiert.
Mama bringt z. B. ihr Leckerli mit in die Nähe der Welpen und legt es vor sich hin. Die Kleinen riechen die Köstlichkeit und machen sich auf den Weg, um daran zu knabbern - unerwartet knurrt Mama. Die einen bleiben verdutzt stehen, die anderen staunen, marschieren aber weiter.
Plötzlich findet sich ihre Schnauze in Mamas Schnauze wieder oder sie werden kurz und heftig auf den Boden gedrückt. Die Hundemama setzt Grenzen: "Hier an mein Schweineohr kommst du nicht heran". Sie zeigt ihnen, dass mit ihr nicht zu Spaßen ist, wenn die Kleinen die Grenzen übertreten.
Diese Lektionen werden immer häufiger. So müssen die Kleinen mit Erstaunen feststellen, dass Mama sie ziemlich heftig wegdroht, wenn sie immer noch an die Zitzen wollen oder Mama plötzlich richtig ungemütlich wird, wenn man sie beim Mittagsschlaf stört.
Abenteuerland beim Züchter
Dem Welpen wird beim Sheltiezüchter eine optimale Umwelt geboten. Es ist immer jemand da, der sich mit den Welpen beschäftigt. Auch andere fremde Menschen und Kinder werden eingeladen, damit die Welpen möglichst viele Menschentypen kennen lernen.
Es wird sich intensiv mit der Gruppe der Welpen, aber auch mit jedem einzelnen beschäftigt, geschmust, gespielt und damit das Geselligkeitsbedürfnis und die Bindung an Menschen gefördert.
Weil die Mama bei der Welpenaufzucht unterstützt und ihr Gelegenheit gegeben wird, sich mal von den nervenden Bälgern zurückzuziehen, haben die Welpen eine entspannte, gelöste Mutter, die viel mit ihnen spielt. Das gesamte Hunderudel kümmert sich um die Aufzucht der Welpen .
Die Welpen sind im Haus untergebracht und bekommen alle Alltagsgeräusche mit. Sie
spielen im Garten und erkunden, was die Natur so zu bieten hat.
Sie werden mit den verschiedensten Reizen konfrontiert: optische (flatternde Bänder), akustische (Dosen gefüllt mit Dingen, die in der Bewegung Geräusche von sich geben) und taktile (unterschiedliche Bodenbeläge, wie Plastikfolien, Holz, Stein, Gras, im Haus Fliesen und Hundedecken).
Durch die ausgiebige Gelegenheit zur Umwelterkundung und zum Spiel ist der Welpe körperlich fit. Nichts erinnert mehr an den neugeborenen Kleinen, der eher wie ein Maulwurf aussah.
Aufgaben des Welpenbesitzer
Bleibt der Welpe in seinem Hunderudel, würde er in den nächsten Wochen vermehrt in die Gemeinschaft der anderen Alttiere integriert.
Er müsste lernen, sich mit diesen auseinander zu setzen und würde merken, dass die Narrenfreiheit passé ist und er Benimmregeln lernen muss. Gleichzeitig rangeln die Geschwister weiter, um ihre Stärke auszutesten.
Es ist wichtig, den Welpen spätestens jetzt in seine neue Menschenfamilie zu integrieren, wo im Prinzip das Gleiche ablaufen sollte wie im Hunderudel: Der Welpe muss seinen Platz in der neuen Gemeinschaft finden.
Er braucht Rudelführer, die ihm zeigen, was erwünscht und was unerwünscht ist. Er muss angeleitet werden, wie es sich in der Gemeinschaft lebt, es muss ihm die große weite Welt gezeigt werden und ihm klarmacht werden, dass er keine Angst haben muss.
Jedoch einen Jogger/Vögel hinterher rennen, weil diese sich als Jagdbeute anbieten, darf er nicht.
Ein Welpe bringt alle Vorraussetzungen mit. Er ist neugierig und lernfreudig, möchte in seinem Besitzer einen Ersatz für den verlorenen Kontakt zu Mama, Geschwister und seinen bisherigen Menschen finden. Es liegt am Menschen, die Entwicklung in richtige Bahnen zu lenken.
Welpenspielgruppen - wozu?
Indem wir Sheltiezüchter unsere Sheltiewelpen in einer ganz entscheidenden Entwicklungsphase ihren neuen Familien geben, unterbrechen wir einen wichtigen Lernprozess zwischen den Welpen und ihren gleichaltrigen Artgenossen. Es sind keine Geschwister mehr da, mit denen man Sozialkontakt einüben und festigen kann.
Ein im Haushalt lebender erwachsener Hund oder Kontakte zu anderen erwachsenen Hunden auf dem Spaziergang sind zwar gut, können aber dieses Lernen unter Gleichaltrigen nicht ersetzen.
Althunde spielen anders als junge. Oft sieht man zwei Extreme: Erwachsene Hunde, welche die wieselnden Welpen einfach nur lästig finden und erwachsene Hunde, die sich von den Kleinen alles gefallen lassen.
Wer als Welpe bei einem duldsamen Althund aufwächst, lernt häufig, viel zu frech und ungestüm zu sein und bekommt von der restlichen Hundewelt oft eine schmerzliche Quittung.
Welpen untereinander kennen keine Rücksicht: Wer beim Spiel fest zubeißt, wird sofort reglementiert oder man bricht das Spiel ab - eine schlimme Strafe für spielversessene Welpen.
Eine Welpenspielstunde soll Gelegenheit zu kontrolliertem Spiel zwischen Hunden geben und da anknüpfen, wo die Arbeit des Züchters aufhört: den Welpen mit verschiedenen Herausforderungen zu konfrontieren, um seine geistige und motorische Entwicklung zu fördern, sein Selbstbewusstsein zu stärken, seine Umweltsicherheit zu festigen, ihm weiter die Erfahrung vermitteln, dass fremde Menschen nichts sind, wovor man Angst haben braucht.
Eine gute Welpenspielgruppe bedeutet für den Welpen: Spaß am Spielen mit anderen Hunden, Spaß an den gemeinsamen Aktionen mit seinem Besitzer, Spaß am Erkunden von Dingen und an der Erfahrung, welch toller Hund er doch ist.
Doch Spaß hat der Welpe nur dann, wenn die Spielstunde so gestaltet ist, dass er sich wohlfühlen kann und nicht unter Dauermobbing anderer Hunde, Langeweile durch häufiges im Kreis gehen oder Überforderung durch Zwang zur Meisterung bestimmter Hindernisse zu leiden hat.